Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Unter den Linden 8, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 266 435201 (Sekretariat der Musikabteilung)
Fax: +49 (0)30 266 335201
mailto: musikabt@sbb.spk-berlin.de
 
Leitung: Dr. Martina Rebmann
Martina.rebmann@sbb.spk-berlin.de
 
Internetseite der Musikabteilung:
http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/musik/

Der Schumann-Nachlass in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin

Die Musikabteilung der Königlichen Bibliothek (später: Preußische Staatsbibliothek) wurde im Jahr 1842 gegründet. Den Grundstein legten die Musiksammlungen des Hallenser Musikdirektors Johann Friedrich Naue und des Berliner Privatgelehrten Georg Poelchau. Mit zahlreichen Autographen Johann Sebastian Bachs, Carl Philipp Emanuel Bachs, Telemann-Handschriften sowie Musikdrucken und Theoretika des 16. und 17. Jahrhunderts war ein beachtlicher Bestand aufgebaut worden. Es folgten weitere herausragende Erwerbungen, wie die Beethoven-Autographen aus dem Schindler-Nachlass, Opernpartituren und Aufführungsmaterialien des Königlichen Opernhauses. Aus verschiedenen Sammlungen kamen wertvolle Autographensammlungen hinzu mit Werken Mozarts, Haydns, Schuberts und Webers.

Clara Schumann übergab den Nachlass ihres Mannes als Depositum 1890 der Königlichen Bibliothek und im Jahr 1904 konnte er durch die großzügige Unterstützung des Berliner Verlagsbuchhändlers Hermann Paetel von der Bibliothek erworben werden.
Unter den 15 Autographen waren so bedeutende Kompositionen Robert Schumanns wie die Sinfonie Nr. 3 („Rheinische“), die Oper Genoveva, sein erfolgreichstes Oratorium „Das Paradies und die Peri“, die drei Liederbände aus dem Jahr 1840 und nicht zuletzt die 28 Korrespondenzbände.

3. Sinfonie, Beginn des 4. Satzes, Mus.ms. autogr. R. Schumann 12
3. Sinfonie, Beginn des 4. Satzes, Mus.ms. autogr. R. Schumann 12

Zeitgleich schenkte der Berliner Musikverleger Adolph Fürstner (1833-1908) der Königlichen Bibliothek das Manuskript von Schumanns Manfred-Komposition und zwei Jahre später wurde die Sammlung um so bedeutende Werke wie das Violinkonzert und die Sinfonie Nr. 4 erweitert, die von den Erben des mit Schumann befreundeten Geigers Joseph Joachim erworben werden konnten. Auch die älteste Tochter Marie Schumann entschloss sich schließlich dazu, ihren Nachlassteil der Eltern 1924 an die Preußische Staatsbibliothek zu verkaufen.

Über das Auktionshaus Liepmannssohn konnten weiterhin die Stichvorlage zu den Spanischen Liebesliedern op. 138 und das Autograph der Klaviersonate Nr. 2 von den „Drei Klaviersonaten für die Jugend“ op. 118 erworben werden. Schließlich wurde die Schumann-Sammlung im Jahr 1940 durch Kauf der drei Haushaltsbücher und einzelner Gegenstände aus dem privaten Gebrauch Schumanns von dessen Enkel Ferdinand Schumann ergänzt.

Somit besitzt die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin 45 Bände mit Kompositionen Robert Schumanns im Autograph, drei Haushaltbücher (zzgl. Registerband von Ferdinand Schumann) und eine Kassette mit Gegenständen aus dem persönlichen Gebrauch Schumanns. Durch die kriegsbedingte Auslagerung der Bestände während des Zweiten Weltkrieges sind zwei Autographen und 28 Bände mit Familienkorrespondenz in die Bibliotéka Jagiellonska Kraków gelangt, wo sie sich noch heute befinden.
In der Berliner Sammlung sind weiterhin 13 Bände mit Kompositionen Clara Schumanns im Autograph vorhanden, sieben Korrespondenzbände mit Briefen an Clara sowie das legendäre „Blumentagebuch“, das sie in den Jahren 1857 bis 1859 für Johannes Brahms angelegt hatte.

Auch der Nachlass von Woldemar Bargiel, des Halbbruders von Clara Schumann, befindet sich in der Musikabteilung. Er konnte im Jahr 2007 von der Enkelin Bargiels, Elisabeth Schmiedel, erworben werden und bietet der Schumannforschung reichhaltiges Material. (Signatur 55 Nachl 59).
http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/musik/sammlungen/bestaende/nachlaesse/bargiel-woldemar/

In mehreren Sammlungen liegen über 1000 Briefe von Robert und Clara Schumann vor, die zum großen Teil in der Datenbank Kalliope erfasst sind und dort recherchiert werden können. http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/

Weitere Briefsammlungen sind in Spezialkatalogen der Musikabteilung nachgewiesen und können dort erfragt werden, sukzessive werden auch diese Briefe in Kalliope eingearbeitet werden.

Die Musikabteilung ehrte Robert Schumann im Juni 2010 anlässlich seines 200. Geburtstages mit einer kleinen Ausstellung, bei der eine Auswahl von 22 Autographen gezeigt wurde und auch Gegenstände aus seinem persönlichen Gebrauch, einiges wurde der Öffentlichkeit dabei zum ersten Mal präsentiert. Dazu ist ein Katalog erschienen.
http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/publikationen-der-staatsbibibliothek/schumann-autographen/


Im Jahr 2011 feierte die Staatsbibliothek zu Berlin ihr 350-jähriges Jubiläum.
In einer Gastausstellung wurden im Deutschen Historischen Museum unter dem Titel "350 Jahre Staatsbibliothek zu Berlin" 46 Zimelien aus den Beständen der Sonderabteilungen gezeigt. Die Musikabteilung hat auch ein Schumann-Autograph präsentiert.

(Text: Marina Schieke-Gordienko, Fachreferentin für Musik. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv)

Martina Gordienko
CLARA WIECK-SCHUMANN (1819–1896) – DIE GRANDE DAME AM KLAVIER
IHR NACHLASS IN BERLIN – ANLÄSSLICH IHRES 200. GEBURTSTAGS, in: BIBLIOTHEKSMAGAZIN 2/2019, S. 46–52

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