Mariane Wieck-Bargiel geb. Tromlitz (1797–1872), Mutter von Clara Schumann

Mariane Bargiel, Fotoreproduktion nach einem Gemälde

Mariane Bargiel, Fotoreproduktion nach einem Gemälde


Mariane Tromlitz war die Enkelin des berühmten Flötenvirtuosen Johann Georg Tromlitz und Tochter des Plauener Kantors Georg Christian Gotthold Tromlitz. Mariane war zunächst Schülerin von Friedrich Wieck, bevor sie ihn 1816 mit 19 Jahren heiratete. Die begabte Musikerin sang noch im ersten Jahr ihrer Ehe Solopartien in den wöchentlich stattfindenden Leipziger Gewandhauskonzerten. Außerdem nahm sie weiterhin Klavierunterricht; sie spielte besser Klavier als ihr Mann, dessen Ansehen als Geschäftsmann und Klavierlehrer infolge von Marianes künstlerischen Erfolgen wuchs.

Mariane gab wie ihr Mann Klavier- und Gesangsstunden. Außerdem kümmerte sie sich um den Haushalt und brachte während der Ehe mit Friedrich Wieck 5 Kinder zu Welt, von denen zwei (Adelheid und Viktor) früh starben. Am 12. Mai 1824 verliess Mariane ihren Mann und kehrte mit ihrer viereinhalbjährigen Tochter Clara und dem drei Monate alten Säugling Viktor zu ihren Eltern nach Plauen zurück.

Nach sächsischem Recht gehörten die drei ältesten Kinder dem Vater, und so durfte Clara nur bis zu ihrem fünften Geburtstag bei ihrer Mutter und den Großeltern bleiben. Am 22. Januar 1825 wurden Friedrich und Mariane Wieck geschieden. Obwohl Mariane wusste, dass die Scheidung ein schlechtes Licht auf sie werfen und sie ihre Kinder verlieren würde, sah sie sich zu diesem Schritt gezwungen, da sie die Ehe mit Friedrich Wieck offenbar nicht mehr ertrug. Wieck konnte sehr schroff und jähzornig sein, kontrollierte seine Frau ständig und nutzte sie in gewissem Maße auch aus. Die Belastungen durch die Schwangerschaften, das Üben unter Wiecks Anleitung, die Auftritte als Sängerin und Pianistin, das Unterrichten, die Hilfe im Geschäft und die Betreuung von Freunden und Geschäftspartnern forderten sehr viel von der jungen Frau. Bereits in der Zeit ihrer Ehe hatte Mariane Kontakt zu Adolph Bargiel, eventuell nahm sie bei ihm auch Klavierstunden. Ihn heiratete sie im August 1825. Solange Mariane mit ihrem zweiten Mann noch in Leipzig lebte, durfte sie ihre Kinder, so auch Clara, sehen.

Als Adolph Bargiel in Berlin eine Klavierschule übernahm, wurde der Kontakt aufgrund der Entfernung spärlicher. Clara korrespondierte zwar mit ihrer Mutter und traf sie auch, aber ihre Hauptbezugsperson war von nun an Friedrich Wieck. Mariane fand in Adolph Bargiel einen sanftmütigen, liebevollen Mann, der allerdings wenig Geschäftssinn hatte. Er besaß eine sehr gründliche musikalische Ausbildung, doch nachdem er 1830 die Klavierschule wegen einer Choleraepidemie schließen musste und bald darauf einen Schlaganfall erlitt, ernährte Mariane die Familie – sie hatte mit Bargiel vier weitere Kinder – mühselig mit Unterrichten. Ab und zu musste sie finanzielle Hilfe von Freunden, später auch von Clara und Robert Schumann,
in Anspruch nehmen. Ihren Mann pflegte sie aufopferungsvoll bis zu seinem Tode.

Clara kam ihrer Mutter erst wieder näher, als der Bruch mit dem Vater 1839 nicht mehr zu umgehen war und sie Aufnahme in Berlin fand. Robert Schumann hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Mariane Bargiel. Diese kam gelegentlich zu Clara auf Besuch und betreute nach Schumanns Tod zeitweilig auch einige ihrer Enkelkinder, Julie schon vorher, seit 1854, also dem Jahr der Einlieferung Robert Schumanns in die Endenicher Heilanstalt.

(Julia M. Nauhaus)